Das NLP Metaprogramm prozedural versus optional

So nutzt du die Stärken und Schwächen von prozeduralen und optionalen Kollegen für eine effektive Zusammenarbeit

NLP Metaprogramm prozedural versus optional
23. September 2024
Veronika Hubl
effektive Zusammenarbeit | Konflikte lösen | NLP Metaprogramm prozedural versus optional | Stärken und Schwächen

In diesem Artikel analysieren wir die Denk- und Handlungsmuster des NLP-Metaprogramms „prozedural versus optional“ und deren Einfluss auf die Zusammenarbeit im Team. Du erfährst, wie eine effektive Zusammenarbeit zwischen Kollegen mit prozeduraler oder optionaler Metaprogramm-Ausrichtung gefördert werden kann, indem ihre jeweiligen Stärken genutzt und Schwächen ausgeglichen werden. Außerdem zeige ich dir, wie sich Konflikte, die durch diese unterschiedlichen Denkweisen entstehen, erfolgreich lösen lassen.

Was ist ein Metaprogramm?

Metaprogramme sind Wahrnehmungsfilter, die beeinflussen, wie wir Informationen aufnehmen und verarbeiten. Sie bilden die DNA unserer Persönlichkeit. Sie sind angeboren, werden jedoch stark von unseren Erfahrungen und Prägungen geformt. Es gibt viele verschiedene Metaprogramme. Ein zentrales Metaprogramm ist „prozedural vs. optional“, also das Abarbeiten von Aufgaben in einer strukturierten Reihenfolge (prozedural) im Gegensatz zum Offenlassen von Möglichkeiten (optional).

Diese Wahrnehmungsfilter beeinflussen unsere Reaktionen und Entscheidungen in verschiedenen Situationen. Sie sind weder gut noch schlecht, sondern der Kontext und die Menschen um uns herum bestimmen, wann welcher Filter von Vorteil ist. Verstehst du das Metaprogramm prozedural vs. optional, kannst du deine Arbeitsweise und deiner Kollegen besser einschätzen und somit eine effektive Zusammenarbeit fördern.

Mehr über Metaprogramme, welche es gibt, wie sie entstehen und wie du von ihnen profitieren kannst, erfährst du im Artikel „NLP Metaprogramme – Profitiere im Arbeitsalltag von geheimen Wahrnehmungsfiltern in deinem Gehirn“.

Wie unterschiedliche Arbeitsstile von prozeduralen und optionalen Personen die effektive Zusammenarbeit erschweren können

Wenn mich jemand fragen würde: „Wie strukturiert bist du auf einer Skala von 0 bis 10?“, würde ich antworten: „11“. Das klingt erstmal positiv. Doch meine starke prozedurale Metaprogramm Ausprägung machte die effektive Zusammenarbeit mit einem Kollegen vor einigen Jahren fast unmöglich. Ich empfand die Zusammenarbeit mit ihm als extrem anstrengend und energieraubend. Wenn mich jemand gefragt hätte: „Wie chaotisch ist dein Kollege auf einer Skala von 0 bis 10?“, hätte ich geantwortet: „9“.

Du siehst schon, so eine konträre Ausprägung der Metaprogramme birgt jede Menge Konfliktpotenzial und erschwert die effektive Zusammenarbeit. In Meetings erlebte ich den Kollegen oft als sprunghaft, und es fiel mir schwer, seinen gedanklichen Sprüngen zu folgen. Noch schlimmer empfand ich sein ständiges Ändern der Prioritäten. Er war Produktverantwortlicher und ich habe an der Produktentwicklung mitgewirkt. Ich war also auf ihn angewiesen. Dieses ständige Wechseln der Prioritäten hat mich wahnsinnig gestresst. Gefühlt jedes Mal, wenn ich wieder einen Plan davon hatte, wie ich all das unter bekommen konnte, kam die nächste Änderung.

Er dagegen hat mir häufig vorgeworfen, völlig unflexibel zu sein und ständig erstmal zu blocken und die Hürden zu sehen anstatt der Möglichkeiten. Schließlich müsse man doch auf neue Informationen von Kundenseite und Nutzerseite eingehen. Und überhaupt, wo wäre denn das Problem, mal die Priorisierung zu ändern?

Kommen dir solche Konflikte bekannt vor? Wenn du Impulse suchst, solche Konflikte zu lösen und effektiver mit deinen Kollegen zusammen zu arbeiten, dann wirst du in diesem Artikel fündig.

Wie ich lernte, die Stärken der optionalen Metaprogramm Ausrichtung zu schätzen

Zu der Zeit, als mir die Zusammenarbeit mit meinem Kollegen schwerfiel, kannte ich das Konzept der Metaprogramme noch nicht. Hätte ich das Konzept dieser Wahrnehmungsfilter damals bereits gekannt, hey, ich sag’s dir, mir wäre viel Leid erspart geblieben! Alles, was strukturiert war, empfand ich damals als gut, und alles, was chaotisch war, empfand ich als schlecht. Erst eine Übung in meiner Coaching-Ausbildung änderte das.

Die Gruppe sollte sich im Raum aufstellen: Auf der einen Seite standen die strukturierten Menschen, auf der anderen die chaotischen. Ich stand, wenig überraschend, auf der strukturierten Seite. Zu meiner großen Verwunderung stand ich da allerdings ziemlich einsam. Das fühlte sich ehrlich gesagt richtig doof an. Mir wurde klar: Wenn ich nicht lerne, auf die andere Seite zuzugehen, wird mir die Zusammenarbeit mit solchen Kollegen immer schwerfallen.

Bei mir hat dieses Erlebnis im wahrsten Sinne des Wortes den Schalter im Kopf gelegt. Ich habe erkannt, dass jeder der Metaprogrammfilter Vorteile hat, aber auch Nachteile mit sich bringt. Und dass es kein Gut und kein Böse, kein Falsch und kein Richtig gibt. Ab diesem Zeitpunkt möchte ich in diesem Artikel deswegen auch nicht mehr von strukturiert und chaotisch sprechen, sondern wie es eben bei den Metaprogrammen richtig heißt, den Fachbegriff prozedural versus optional verwenden.

Hast du Lust, mehr mit mir in die Vor- und Nachteile einzusteigen?

Lass uns beginnen mit dem Filter „optional“.

Welche Stärken haben optionale Menschen?

Eine Stärke von optionalen Personen ist ihre Fähigkeit, viele Dinge gleichzeitig zu bearbeiten. Sie können problemlos mehrere Projekte parallel händeln und bewältigen Aufgaben spontan. Im Berufsleben sind sie oft im Management oder als Consultants zu finden.

Ich beschreibe diesen Persönlichkeitstyp gerne als Jongleur. Ein Jongleur im Zirkus hält ja auch mehrere Bälle in der Luft und wird für dieses Können bewundert. Wenn ich die Metapher auf die Arbeit in Projekten übertrage, meine ich natürlich nicht, dass die Person fünf Projekte gleichzeitig steuert und damit glücklich ist. Zwei bis drei Themen parallel voranzutreiben ist für Personen mit optionaler Metaprogramm Ausprägung jedoch meistens kein Problem.

Optionale Menschen haben meist auch eine sehr positive Einstellung zu den Dingen. Sie sehen überall Möglichkeiten, anstatt von Hürden. Das wiederum macht sie zu Menschen, die sich mit Veränderungen sehr viel leichter tun wie z.B. die Prozeduralen. Es macht sie besonders anpassungsfähig und effizient bei Veränderungen – ein wichtiger Faktor für eine effektive Zusammenarbeit.

Optionale Menschen sprudeln oft vor Ideen und fühlen sich durch spontane Aufgaben eher herausgefordert als gestresst. Sie lieben Abwechslung und spontane Herausforderungen, was sie zu wertvollen Teammitgliedern macht. Du kannst ihnen z.B. ganz spontan die Moderation eines Meetings überlassen.

Welche Schwächen haben optionale Menschen?

Optionale Personen haben jedoch auch ihre Schwächen. Aufgaben, die sich über einen sehr langen Zeitraum erstrecken, liegen ihnen weniger. Daher sind Langzeitprojekte über mehrere Monate, vielleicht sogar Jahre, die nicht viel Abwechslung bieten uninteressant für sie.

Ihre Arbeitsweise zeichnet sich durch Spontanität aus. Gleichzeitig bedingt das, dass Ergebnisse manchmal nicht bis ins letzte Detail durchdacht sind. Optionale Menschen lösen die Hürden, wenn sie direkt vor diesen Hürden stehen.

Aus der Wahrnehmung von prozeduralen Menschen wirken sie häufig unordentlich und unstrukturiert. Sie fangen viele Dinge an, bringen aber längst nicht alle zu Ende. Im Übrigen macht ihnen das selten etwas aus. Ihnen geht es schließlich um die Möglichkeiten und das sich Auszuprobieren und die Spontanität. Prozedurale Menschen kann dies frustrieren, da sie einen klaren Plan bevorzugen.

Und da sind wir auch schon beim Gegenpol: Den prozeduralen Menschen. Lass uns auch da mit den Stärken beginnen.

Welche Stärken haben prozedurale Menschen?

Prozedurale Menschen sind extrem strukturiert und machen gerne detaillierte Pläne. Sie können große Informationsmengen schnell ordnen und in handlungsorientierte Schritte umwandeln. Wenn du sie fragst, wie sie eine Aufgabe lösen wollen, können sie dir eine detaillierte Antwort geben. Sie wissen einfach wie sie vorgehen wollen. Ihre Fähigkeit, Aufgaben systematisch zu erledigen, ist eine ihrer größten Stärken. Diese klare Struktur entsteht meist im Kopf, kann dann aber auch sehr schnell auf Blatt Papier gebracht werden.

Sehr gut einsetzbar sind prozedurale Menschen auch, wenn es darum geht, große Informationsmengen zu strukturieren. Häufig gelingt es ihnen in unglaublich kurzer Zeit Informationen auseinander zu pflücken, Strukturen zu erkennen und Dinge neu zu formen und zu ordnen.

Meist kannst du prozedurale Menschen an ihrem Schreibtisch erkennen. Ihr Schreibtisch, im Übrigen auch ihr Zuhause, ist sehr ordentlich.

Welche Schwächen haben prozedurale Menschen?

Eine große Schwäche von prozeduralen Personen ist ihre Unfähigkeit, mit Chaos umzugehen. Chaotische Zustände raubt ihnen Energie.

Auch unvorhergesehene Änderungen können sie stark stressen. Zum Beispiel nervt es sie, wenn ihre Zeitpläne durchkreuzt werden. Sie benötigen klare Strukturen und Pläne, um effizient arbeiten zu können. Wenn diese Strukturen durchbrochen werden, kann es zu Spannungen in der Zusammenarbeit kommen.

Reflexion für deinen Arbeitsalltag

Jetzt kennst du die Stärken und Schwächen von prozeduralen und optionalen Menschen. Überlege doch mal:

  • Welche Gedanken sind dir bei der Aufzählung gekommen?
  • Hast du dich bei der einen oder anderen Metaprogramm Ausprägung wiedererkannt und vielleicht sogar ertappt gefühlt?
  • Welche Stärken sind bei dir besonders ausgeprägt?
  • Wie kannst du diese Stärken noch stärker in deinen Aufgaben und deinen Projekten umsetzen?
  • Bei welchen Schwächen habe ich dich ertappt? Und was könnte dies für dein Projekt bedeuten?
  • Kannst du vielleicht bestimmte Aufgaben jemanden abgeben, der aufgrund seines Metaprogramms besser für diese Aufgabe geeignet ist?
  • Bei welchen Schwächen möchtest du dich weiterentwickeln, weil es dir ähnlich ging wie mir bei der Übungen mit der Raumaufstellung?
  • Wo stehst du dir vielleicht selbst im Weg und machst dir das Leben bzw. die Projektarbeit besonders schwer?

Denke über diese Fragen nach und mache dir Notizen.

 

 

Wie du Konflikte zwischen optionalen und prozeduralen Persönlichkeitstypen schnell lösen kannst

Nun kennst du die Stärken und Schwächen von Kollegen mit beiden Metaprogramm Ausrichtungen. Im zweiten Teil dieses Artikels möchte ich mit dir besprechen, wie sich Konflikte lösen lassen, die durch diese unterschiedlichen Denk- und Verhaltensmuster entstehen.

Konflikte lösen, wenn Abgabetermine nicht eingehalten werden

Wenn optionale und prozedurale Persönlichkeitstypen in Projekten zusammenarbeiten, entstehen oft Konflikte, besonders beim Zeitmanagement und der Projektplanung. Prozedurale Menschen ärgern sich häufig darüber, dass optionale Kollegen vereinbarte Abgabetermine nicht einhalten. Um diesen Konflikt zu lösen, kannst du als prozeduraler Typ zunächst überlegen, welche Fristen wirklich nötig sind und wo Flexibilität möglich ist.

In meinem Arbeitsalltag hat sich bewährt, dass wir in einer größeren Zeitspanne denken. In meinem derzeitigen Projekt arbeiten wir z.B. in sogenannten drei Wochen Sprints. Das bedeutet, wir haben drei Wochen Zeit, um ein bestimmtes Arbeitspaket zu liefern. Innerhalb dieser drei Wochen versuchen wir, jedem einzelnen Mitarbeiter die Arbeitsweise freizustellen und so Konflikte zwischen den verschiedenen Persönlichkeitstypen zu minimieren.

Dadurch kann der prozedurale Typ beispielsweise mit To-Do-Listen für jeden einzelnen Arbeitstag arbeiten, während der optionale Typ seinen eigenen Arbeitsstil haben darf und sich nur dafür verantwortlich erklärt hat, dass er am Ende der drei Wochen auch liefern kann.

Um ehrlich zu sein, ich habe die Erfahrung gemacht, je mehr Fristen ich einem optionalen Kollegen gebe, desto häufiger werden sie nicht eingehalten. Ich bin deswegen dazu übergegangen, Konflikte zu lösen, in dem ich das für die Folgeaufgabe benötigte Ergebnis zusammen mit dem Kollegen erarbeite. Zum Beispiel in einem kleinen Workshop oder Meeting. So stelle ich sicher, zur geforderten Zeit an der nächsten Aufgabe weiterarbeiten zu können.

Als prozeduraler Mensch versuchst du am besten auch, den optionalen Kollegen deine Prioritäten klar zu kommunizieren:

  • Warum ist dir ein bestimmtes Arbeitsergebnis zu einem bestimmten Abgabetermin besonders wichtig?
  • Warum muss gerade diese Aufgabe vor einer anderen erledigt werden?

Bitte achte darauf, dass du nicht zu viele Prioritäten setzt. Es sollte nicht die ganze Aufgabenliste auf Prio eins stehen. Denn damit machst du dich unglaubwürdig und bewirkst beim optionalen Kollegen genau das Gegenteil.

Konflikte lösen, wenn sich Prioritäten ändern

Wenn du eine Person mit starker optionaler Ausprägung bist, dann hast du dich wahrscheinlich schon häufig über deine prozeduralen Kollegen geärgert, die Probleme machen, wenn sich mal wieder eine Priorität geändert hat. Wahrscheinlich hast du dir dann schon häufig gedacht „Mensch, das kann doch nicht so schwierig sein! Was sperrst du dich denn immer so?“ Wahrscheinlich hast du den Kollegen oder die Kollegin als ziemlich stur und unflexibel erlebt.

Was kannst du als optionaler Mensch dagegen tun?

Prozedurale Menschen mögen es in der Regel überhaupt nicht, wenn sich Prioritäten ändern und dadurch ihr aufgestellter Zeitplan durcheinandergerät. Du setzt sie also jedes Mal unter Stress, wenn du eine Priorität änderst. Das solltest du dir vor Augen führen. Oft bahnen sich solche Änderungen doch auch schon ein paar Tage lang an. Du kannst diesen Konflikt entschärfen, indem du frühzeitig informierst, dass sich eine Priorität ändern könnte. Prozedurale Menschen schätzen es, wenn sie Vorlaufzeit haben, um sich mental auf Veränderungen einzustellen.

Zudem hilft es, die Gründe für die Prioritätenänderung klar zu kommunizieren: Welchen Mehrwert hat die Änderung für das Unternehmen oder den Kunden? Warum war dies vorher nicht abzusehen? Eine solche Transparenz kann Konflikte lösen und das Verständnis zwischen den Persönlichkeitstypen fördern.

Die Perspektive des anderen verstehen

Egal ob optional oder prozedural, eine wichtige Methode, um Konflikte zu lösen, ist, sich in die Lage des anderen zu versetzen. Wie fühlt sich dein Kollege in der aktuellen Situation? Kannst du seine Frustration nachvollziehen? In den meisten Fällen arbeiten beide Persönlichkeitstypen auf dasselbe Ziel hin: Ein erfolgreiches Projekt. Sich bewusst in die Rolle des anderen hineinzuversetzen, kann oft den entscheidenden Unterschied machen, um Konflikte konstruktiv zu lösen.

Vielleicht möchtest du das in den nächsten Wochen einmal bewusst ausprobieren.

Ich wünsche dir viel Erfolg dabei!

Deine

Unterschrift Veronika Hubl

Veronika Hubl

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