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Wie ‘aber’ deine Sprache beeinflusst
Lass uns mit ein paar Beispielsätzen starten:
- Ich mag dich, aber der Auftritt gestern war richtig blöd.
- Ich entwickle mich weiter, aber es ist brutal schwer dranzubleiben.
- Ich fand deine Präsentation gut, aber du hast zu langsam gesprochen.
- Ich finde diese Folie gut, aber es geht noch besser.
Wie wirken diese Sätze auf dich?
Vermutlich nicht sehr positiv. Denn das Wort ‘aber’ lenkt unsere Gedanken sofort auf etwas Negatives. Unser Gehirn nimmt das Wort ‘aber’ als Signal, dass etwas Kritisches folgt. Alles, was vor dem ‘aber’ gesagt wurde, wird einfach vergessen oder gar nicht mehr wahrgenommen.
Leider merken wir im Alltag häufig gar nicht, wie oft wir das Wort ‘aber’ in unserer Kommunikation verwenden. Ich habe vor ein paar Wochen diesbezüglich ein Experiment mit mir selbst gemacht. Ich habe mir einen Zettel auf den Schreibtisch gelegt und eine Strichliste erstellt. Jedes Mal, wenn mir bewusst aufgefallen ist, dass ich wieder ‘aber’ gesagt habe, kam ein Strich dazu. Die Anzahl war erschreckend. Gleichzeitig habe ich gemerkt, dass ich in den nächsten Tagen viel bewusster darauf geachtet habe. Jedes Mal, wenn ich ‘aber’ gesagt habe, habe ich versucht, mich zu korrigieren und ein Synonym zu verwenden. Zudem konnte ich nochmal nachdenken, warum ich ‘aber’ gesagt hatte: Habe ich gerade ausdrücken wollen, dass ich gegen etwas bin? Oder habe ich etwas nicht gut gefunden? Oder war es ein unbewusstes Füllwort? Allein das hat meine Sprache schon bewusster und meine Kommunikation konstruktiver gemacht.
Was kannst du sagen statt ‘aber’?
Es gibt mehrere Verbindungswörter, die du verwenden kannst, um ‘aber’ zu ersetzen. Beispiele sind ‘und’, ‘obwohl’ und ‘weil’. Diese Wörter können den negativen Beigeschmack von ‘aber’ vermeiden und deine Sprache effektiver gestalten.
Im Folgenden stelle ich dir ihre Wirkung anhand von Beispielen detailliert vor.
‘Und’ als kraftvolles Verbindungswort in der Kommunikation
- Ich mag dich, und der Auftritt gestern war komisch.
- Ich entwickle mich weiter, und es ist brutal schwer dranzubleiben.
- Ich fand deine Präsentation gestern echt gut, und es geht noch besser.
Diese Sätze verbinden Gedanken mit dem Verbindungswort ‘und’, das oft positiver wirkt als ‘aber’. Das Wort ‘und’ lenkt unsere Gedanken in die Zukunft und verbindet Ideen, ohne sie abzuwerten. Zukunft motiviert uns in der Regel und verbindet Gleichartiges. Sogar dann, wenn die zwei Satzteile inhaltlich gar nicht in Verbindung stehen.In der Kommunikation sorgt ‘und’ dafür, dass beide Aussagen als wahr empfunden werden.Wenn die erste Aussage als wahr empfunden wird, kann ich also mit ‘und’ eine zweite Aussage anhängen und diese Aussage am Kritikbewusstsein vorbeischleusen. Die zweite Aussage wird durch das Verbindungswort ‘und’ automatisch ebenfalls als positive wahrgenommen.
Hier der Vergleich:
- Wenn ich sage „Ich mag dich, aber der Auftritt war komisch.“, wird „ich mag dich“ nicht mehr gehört.
- Wenn ich jedoch sage, „Ich mag dich, und der Auftritt gestern war komisch“, dann sind das zwei völlig voneinander unabhägige Aussagen. „Ich mag dich“ kann so stehen bleiben. Das wird weiterhin als wahr empfunden und kommt auch an. „Und der Auftritt gestern war komisch“ sagt mir, das ginge noch besser. Es ist aber keine Abwehrhaltung. Und es ist vor allem keine Abwertung des ersten Satzes.
Lass uns das an einem weiteren Beispiel testen:
- „Ich entwickle mich weiter, und es ist brutal schwer dranzubleiben.“
- Versus „Ich entwickle mich weiter, aber es ist total schwer dranzubleiben.“
Die erste Variante hat einen negativen Beigeschmack. Die zweite Variante sagt einfach aus: Ich gehe Schritt für Schritt, und manchmal ist es mühselig.
‘Obwohl’ als sprachliche Brücke zwischen Kritik und Anerkennung
Ich möchte dir gerne noch eine weitere Möglichkeit vorstellen, das Wort ‘aber’ zu umgehen: das Verbindungswort ‘obwohl‘. Auch dazu verwenden wir die Beispielsätze:
- Ich mag dich, obwohl der Auftritt gestern komisch war.
- Ich entwickle mich weiter, obwohl es brutal schwer ist, dranzubleiben.
- Deine Präsentation gestern war gut, obwohl mir eine Folie nicht gefallen hat.
Wie wirkt das auf dich? Was ist der Unterschied zwischen dem Verbindungswort ‘und’ und ‘obwohl’?
Bei dem Verbindungswort ‘und’ werden zwei völlig voneinander losgelöste Aussagen verbunden. Beide werden dann als wahr anerkannt. Bei obwohl wird ein Bezug zwischen den beiden Aussagen hergestellt.
„Ich mag dich, obwohl der Auftritt gestern komisch war“, sagt aus: Ich mag dich. Ich fand den Auftritt allerdings nicht gut. Ich mag dich trotzdem, könnte man auch sagen.
„Ich entwickle mich weiter, obwohl es brutal schwierig ist“ bedeutet, ich mache in kleinen Schritten Fortschritte auch wenn es anstrengend ist.
‘Obwohl’ kann ich ganz oft vom Sinn her mit ‘trotzdem’ ersetzen. Mit diesem ‘obwohl’ schaffe ich dann vom einen in den anderen Satzteil einen Bezug, anders wie bei ‘aber’.
Hier nochmal der Vergleich:
- Ich mag dich, aber der Auftritt gestern war komisch.
- Ich mag dich, obwohl der Auftritt gestern komisch war.
Die zweie Variante hat viel positivere Wirkung oder? Zusammenfassend lässt sich also sagen, das Wort ‘obwohl’ schafft eine Verbindung zwischen zwei Aussagen und zeigt, dass eine Aussage trotz der Kritik Bestand hat. Es verknüpft die positive Aussage mit der Kritik, ohne sie abzuwerten und kann so die Kommunikation verbessern.
Glaubwürdigkeit durch ‘Weil’: Die psychologische Wirkung von Begründungen
Eine dritte Möglichkeit, ‚aber‘ zu ersetzen, ist das Verbindungswort ‘weil’:
- Ich mag dich, weil der Auftritt gestern komisch war.
- Ich entwickle mich weiter, weil es brutal schwer ist, dranzubleiben.
Denk mal einen kurzen Moment darüber nach, wie die Verknüpfungen mit ‘weil’ auf dich wirken. Wann verwenden wir denn ‘weil’ im normalen Sprachgebrauch? Wenn wir eine Aussage treffen und diese begründen wollen. Es ist psychologisch erwiesen, dass wir Aussagen ganz automatisch mehr Glauben schenken, wenn sie begründet werden. Im Umkehrschluss bedeutet das: Wenn wir ‘weil’ als Verbindungswort verwenden, dann verstärken wir unsere Aussage und machen die Botschaft überzeugender.
Hier der Beweis: “Ich mag dich, weil der Auftritt gestern komisch war.” Das sagt doch aus, ich mag dich noch mehr. Du kannst auch mal nicht so gut performen, ich mag dich trotzdem. Oder: “Ich fand deine Präsentation gestern gut, weil eine Folie nicht so detailliert war.” Was sagt das aus? Du musst nicht perfekt sein, ich fand die Präsentation trotzdem gut. Vielleicht, weil du dann spontaner sein musstest, weil du ganz freisprechen musstest, improvisieren musstest. Gerade das hat mir so gut gefallen und es lebendig gemacht.
Zusammenfassung
Das Wort ‘aber’ führt oft zu einer Abwehrhaltung bei deinem Gesprächspartner. Besser ist es, alternative Verbindungswörter wie ‘und’, ‘obwohl’ oder ‘weil’ zu nutzen. Diese Worte verändern die Intention und Wirkungsweise deiner Aussagen in der Kommunikation. Probiere doch alle drei Synonyme aus und beobachte die Reaktionen deiner Mitmenschen. Berichte mir gerne, was du erlebt hast.
Viel Spaß und Erfolg beim Testen!
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